Die Überflutung der Medien

Die Überflutung der Medien

Dank Smartphones ist jeder 24 Stunden am Tag erreichbar. Eine Erleichterung oder eine Last?

Ich habe mich bereits mehrere Monate mit dieser Thematik beschäftigt und viel mit unterschiedlichen Leuten gesprochen. Aus jeder Bildungs- und Altersebene.
Haben wir inzwischen eine Überflutung an Reizen?
Zählt man zu der aussterbenden Rasse, die kein Handy oder Smartphone besitzt, stößt das inzwischen oft auf Unverständnis der Umgebung. Früher eine Seltenheit – heute der normale Alltag.
Doch wie haben wir jemals ohne dieses praktische Ding überlebt? Schnell noch etwas googeln, bevor man als Idiot dasteht . Schnell erledigt auf dem Weg zum Klo. Zurückkommen und mit „Allgemeinwissen“ prahlen.
Warum wird es inzwischen eigentlich als Luxus angesehen, das Handy mal auszuschalten und ein paar Stunden oder gar Tage nicht erreichbar zu sein?
Es liegt am Wandel der Gesellschaft. Wir Bürden uns auf, immer auf Abruf zu sein.
Senioren sind inzwischen fitter mit den Funktionen des neusten Smartphones als die Generation „Smombie“.

„Smombie“. Eins der wunderbarsten Neologismen des Neualters. Die Wortschöpfung des Jahres 2015. Leute, mit dem Handy in der Hand, starrend auf das heilige Smartphone, die Umwelt ausblendend. Wer „The Walking Dead” gesehen hat, kennt die schaurigen Bilder, welche eine Invasion von Zombies hervorruft. Aber keine Sorge. „Smombies“ sind harmlos und wollen nicht euer Hirn fressen – zumindest nicht solang sie noch genügend Akku haben.
In Ländern wie Japan, gibt es extra Vorsichtsmaßnahmen, damit diese Smartphone-Zombies nicht vom Straßenverkehr erfasst werden. Klingt lächerlich aber ist inzwischen notwendig. Verteufeln sollte man dies nun auch nicht! „Das ist Japan! Bei uns wird das nie so sein!“
Absoluter Quatsch!
Ein Selbstversuch aus meinem Leben:
Triff dich mit ein paar Leuten. Legt eure Handys beiseite und wartet. Wartet ab, wer als Erstes unbedingt sein Handy wieder will! Es hat ja immerhin geklingelt und vielleicht war es DER Superheldenaufruf, auf den man seit seiner Geburt wartet.
Und dann handelt es sich um eine Nachricht von jemanden seitdem man seit zehn Jahren nichts gehört hat a la „Hey! Was geht bei dir?“
Sinnlos dafür das Handy in die Hand genommen zu haben als Erster UND die Runde von den allen Anderen bezahlen zu müssen.
Doch warum ist das so ?
Die Angst etwas zu verpassen ?

Die Wahrheit ist, die Welt dreht sich auch ohne ein kleines Individuum wie ich und du bin weiter. Sie bleibt nicht stehen, wenn man nicht erreichbar ist. Sie dreht sich weiter, wie sie es seit Jahrmillionen getan hat.

Die Reize die auf jeden von uns einprasseln, werden von Tag zu Tag mehr.
Das tausendste YouTube-Video zu einem „Pimp deine Wohnung mit wenig Geld“ ruft nach dem 999- mal nur noch folgende Reaktion vor:
Weiterscrollen.
Am Anfang noch ein „Woooow, was für eine gute Idee“ wandelt sich zu einem „Ok, das mach ich jetzt auch mal.“. Bis man dann seinen ganzen Elan zusammenkratzt und dann wie bei mir nach 20 Minuten aufgibt. Gerade, dass die Haare noch nicht im „DIY“-Bilderrahmen festkleben.
Es fehlt der AHA-Effekt. Das Neue ist innerhalb von zwei Tagen wieder out. Alles schon gesehen.

Was ist also die Angst die wir in uns haben ?
Angst vor Konsequenzen, wenn wir nicht erreichbar sind? Ärger mit dem Vorgesetzten, weil er einen nach über zehn Stunden Arbeit nicht mehr um halb 12 in der Nacht erreicht ?

Auch ich habe das hinter mir.
Inklusive Schlafstörungen.
Die dauerhafte Angst etwas zu verpassen und nicht „up to date“ zu sein.
Um drei Uhr morgens wach zu werden, nach knapp zwei Stunden Schlaf und dreißig – wirklich dreißig! – Nachrichten zu haben.
„Klick“ hat es gemacht als ich beleidigt wurde… Der Grund? Ich habe bis um drei Uhr morgens nicht innerhalb von 20 Minuten geantwortet habe.
Was hatte ich davon ? Nichts ! Außer einen erhöhten Puls.

Gönnt euch diesen Luxus zur Ruhe zu kommen. Niemand kann das von einem verlangen. Niemand sollte es verlangen dürfen !

Genießt die Zeit mit euren Liebsten.
Setzt euch zusammen, legt für eine Stunde eure Handys, Smartphones und Laptops zur Seite. Trinkt einen Kaffee, Tee oder was auch immer zusammen und unterhaltet euch.
Real.
Und nicht unreal mit Emojis die eure Gefühle zeigen sollen.

Eine Kolumne unserer Gastautorin Julia

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