Bulova Royal Oak: Die Geschichte hinter dem Mythos

Bulova Royal Oak: Die Geschichte hinter dem Mythos

Gerald Genta gilt als einer der bedeutendsten Uhrendesigner aller Zeiten. Zu seinen bekanntesten Entwürfen zählen die Patek Philippe Nautilus, die Bvlgari-Bvlgari, die Cartier Pasha de Cartier und die IWC Ingenieur. Doch unter all seinen Kreationen sticht eine besonders hervor: die Audemars Piguet Royal Oak. Diese Uhr ist nicht nur beeindruckend, sondern auch oft unerreichbar für die meisten. Doch was wäre, wenn es eine Alternative gäbe? Und was, wenn diese Alternative sogar das Original und möglicherweise noch bedeutender als die Audemars Piguet Royal Oak wäre? Der Mythos besagt, dass Gerald Genta die Royal Oak ursprünglich für Bulova entworfen habe – ein gut gehütetes Geheimnis der Uhrenindustrie.

Der Legende nach arbeitete Gerald Genta Ende der 60er Jahre für Bulova. Während er an anderen Projekten arbeitete, kam ihm die Idee für eine neue Uhr: ein Design, das sowohl klassisch als auch aufregend und neu zugleich sein sollte – ein wirklich gewagtes Konzept. Mit dieser Vision entwarf er die ursprüngliche Royal Oak. Nachdem er seine Entwürfe seinen Vorgesetzten bei Bulova präsentiert hatte, wurden diese jedoch abgelehnt und verworfen, sehr zu Gentas Enttäuschung. Daraufhin verließ er Bulova und wechselte zur Schweizer Marke Audemars Piguet. Dort war man von seinem Design begeistert, und die Royal Oak wurde 1972 auf der Basler Messe unter diesem Namen vorgestellt. Bulova, aufmerksam auf den Erfolg der Royal Oak geworden, brachte später in den 70er Jahren ihre nahezu identische Version auf den Markt.

Diese Geschichte ist faszinierend. Die Vorstellung, dass eines von Gentas wichtigsten Designs ursprünglich für eine amerikanische Marke gedacht war, ist aufregend. Doch am Ende des Tages ist dies nicht mehr als ein von Foren erfundener Mythos, der vor allem von Verkäufern verbreitet wird, die diese Uhren anbieten. Tatsächlich arbeitete Gerald Genta zwar einmal für Bulova, aber die Royal Oak entwarf er zweifelsfrei, während er für Audemars Piguet tätig war. Die wahre Geschichte besagt, dass der damalige Geschäftsführer von Audemars Piguet, Georges Golay, Genta eines Tages anrief und ihn bat, eine hochwertige Sportuhr aus Stahl zu entwerfen – und das bis zum nächsten Morgen. Genta ließ sich von den Taucherhelmen der Scaphander inspirieren und entwarf die Uhr, die wir heute als Royal Oak kennen und schätzen.

Man sollte auch erwähnen, dass Gentas Zusammenarbeit mit Audemars Piguet nicht mit der Royal Oak begann. Bereits seit 1953 arbeitete er eng mit der Marke zusammen und entwarf in dieser Zeit nahezu die gesamte Kollektion. Wenn man also auf der Suche nach einer Vintage-Audemars-Piguet ist, wird man mit hoher Wahrscheinlichkeit auf weitere Meisterwerke von Genta stoßen. Eine interessante Randnotiz: Gerald Genta trug selbst selten eine Uhr, da er mehr daran interessiert war, sie zu erschaffen, als sie zu tragen.

In einer Zeit, in der horologisches Wissen durch das Internet so leicht zugänglich ist, muss man vorsichtig sein und Fakten von Fiktionen unterscheiden. Was möglicherweise als idealisierter und irreführender Verkaufstrick begann, hat sich im Laufe der Jahre zu einer moderat geglaubten Geschichte entwickelt. Also, wenn Sie das nächste Mal Verkaufsangebote durchstöbern, lassen Sie sich nicht täuschen: Sie haben kein verborgenes Juwel entdeckt, sondern lediglich eine Hommage von Bulova, die den Erfolg eines anderen Designs ausnutzt. Fall abgeschlossen, Lektion beendet.

Trotzdem gehören die Vintage Klassiker von Bulova zu den Uhren, die in den letzten Jahren an Wert gestiegen sind.

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